"Berührungen" Nr. 117
Mk 10,32-37:
„Sie waren aber auf dem Wege und zogen hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging ihnen voran, und sie verwunderten sich und folgten ihm mit Bangen. Und er nahm die Zwölf abermals beiseite und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren werde: Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und des Menschen Sohn wird den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert werden; und sie werden ihn zum Tode verurteilen und ihn den Heiden ausliefern; und sie werden ihn verspotten und geißeln und ihn anspeien und töten, und am dritten Tage wird er wieder auferstehen. Da begaben sich Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sprachen: Meister, wir wünschen, dass du uns gewährest, um was wir dich bitten! Er aber sprach zu ihnen: Was wünscht ihr, dass ich euch tun soll? Sie sprachen zu ihm: Verleihe uns, dass wir einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen in deiner Herrlichkeit!“
Das Wort "verwundert" in Vers 32 bedeutet "erstaunt". Es wird in Mk 1,27 verwendet, um das Erstaunen und die Ehrfurcht der Menschen vor Yeshuas Autorität zu beschreiben, als er in Kapernaum einen Dämon von einem Mann austrieb.
Erstaunen und Furcht ergreifen die Jünger angesichts der Entschlossenheit Yeshuas, ans Kreuz zu gehen. Er machte sein Angesicht "wie einen Kieselstein" (Jes 50,7). „… fasste er fest in den Blick, was auf ihn zukam, und machte sich auf den Weg nach Jerusalem“ (Lk 9,51GN). Er hatte zu ihnen über seinem bevorstehenden Tod gesprochen, und nun ist er auf dem Weg nach Jerusalem, um ihn zu vollenden.
Erinnern wir uns daran, dass Yeshua sowohl ganz Gott als auch ganz Mensch war, und als Mensch war seine Entschlossenheit, seine Mission zu erfüllen und ans Kreuz zu gehen, verblüffend und beängstigend.
Unmittelbar nach der Enthüllung dieses tiefen Geheimnisses wenden sich Jakobus und Johannes mit ihrer Bitte an Yeshua. Vielleicht hilft es uns, ihre Bitte nicht nur als den Wunsch nach einer gewissen Platzierung zu verstehen, sondern in umfassender Weise als den Wunsch nach einem Gewinn. Und das ist der Punkt, an dem wir aus dieser Begebenheit lernen können.
Auch wir hoffen und wünschen vielleicht, in diesem Leben etwas zu gewinnen, wenn wir Yeshua nachfolgen. Vielleicht wünschen wir uns hier auf der Erde Privilegien des Königreiches. Vielleicht erwarten wir, dass Yeshua uns, wenn wir ihm folgen, glücklich, problemlos und sorgenfrei erhält, damit wir hier ein recht schönes und privilegiertes Leben führen können - den Himmel auf Erden. Das sogenannte "Wohlstandsevangelium" ist ein Beispiel für diese Art Verlangen.
Nun - obwohl Gott versprochen hat, in diesem Leben für uns zu sorgen und uns zu versorgen, werden wir die Privilegien der Erlösung erst dann in vollem Umfang genießen können, wenn er in Herrlichkeit wiederkommt. Er führt uns durch dieses Leben, so wie er Israel durch die Wüste in das Land der Verheißung geführt hat. Unsere Probleme sollen uns darauf vorbereiten, dass wir die Herrlichkeit bei seinem Erscheinen ertragen können.
2 Kor 4,17:
„Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit.“
1 Petr 1,3-4:
„Gelobt sei der Gott und Vater unsres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel aufbehalten wird für euch.“
Damit wir in diesen Fragen einen lebendigen Glauben erlangen und behalten, ist es für uns unbedingt notwendig zu glauben, dass Gott absolut souverän ist:
Er herrscht souverän über die Schöpfung (Offb 4,11; Ps 93,1; Jes 40,22; 41,18-19)
Er herrscht souverän über alles menschliche Leben (1 Chr 29,12; 2 Chr 25,8; Lk 1,51-53; Apg 18,21; Jak 4,15)
Er herrscht souverän über die kleinsten Details des Lebens (Mt 10,29-30ff; Lk 12,6-7)
Er herrscht souverän über die Leiden der Gläubigen (Phil 1,29; 1 Petr 3,17)
Er herrscht souverän über die ganze Weltgeschichte (Spr 21,1; 2 Mose 9,16; Ps 22,28; Jer 18,7-10; Dan 4,34) (1)
"Unter dem souveränen Fuß Gottes wird jeder Schlag, den wir in diesem Leben erfahren, in den feinen Wein eines christusähnlichen Lebens getreten werden. Am Ende dieses Zeitalters werden wir zurückblicken und erkennen, wie - in Gottes Händen - selbst unsere Leiden in Diener unserer Heiligung verwandelt worden sind." (2)
In der Gewissheit Seiner majestätischen Souveränität und nach der Erfahrung der Liebe Gottes in unserem gekreuzigten Messias, brauchen wir keine Angst haben, Ihm zu folgen. Wir können Ihn von ganzem Herzen und ohne Vorbehalte lieben und Ihm folgen - komme was da wolle.
„Sei still, meine Seele, der Herr ist auf deiner Seite.
Ertrage geduldig das Kreuz des Kummers oder des Schmerzes.
Überlasse es deinem Gott, zu ordnen und zu sorgen.
In jeder Veränderung wird er treu bleiben.
Sei still, meine Seele, dein bester, dein himmlischer Freund
durch dornige Wege führt zu einem freudigen Ende.
Sei still, meine Seele, dein Gott hat sich vorgenommen
die Zukunft zu leiten, wie er die Vergangenheit geleitet hat.
Deine Hoffnung, deine Zuversicht lass nichts erschüttern.
Alles, was jetzt unerklärlich ist, wird zuletzt hell sein.
Sei still, meine Seele, die Wellen und Winde kennen noch
Seine Stimme, die sie lenkten, als Er drunten wohnte.“ (3)
Sei gesegnet im Messias,
Ofer
(1) Aus dem Bible Themes Dictionary
(2) Ramsey, Adam. Truth On Fire: Gazing at God Until Your Heart Sings. The Good Book Company. Kindle Edition.
(3) Sei still, meine Seele, Lied von Jean Sibelius