"Berührungen" Nr. 125

Von der Verzweiflung zum Staunen

1 Mose 16,7-14:

„Aber der Engel des HERRN fand sie bei einem Wasserbrunnen in der Wüste, beim Brunnen am Weg Schur.

Er sprach zu ihr: Hagar, Sara‘s Magd, wo kommst du her, und wo willst du hin? Sie sprach: Ich bin von meiner Herrin Sara geflohen!

Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Kehre wieder zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hand.

Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe, ich will deine Nachkommenschaft so mehren, dass sie vor großer Menge unzählbar sein soll.

Weiter sprach der Engel des HERRN zu ihr: Siehe, du hast empfangen und wirst einen Sohn gebären, den sollst du Ismael nennen, weil der HERR dein Jammern erhört hat.

Er wird ein wilder Mensch sein, seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn sein; und er wird gegenüber von allen seinen Brüdern wohnen.

Und sie nannte den Namen des HERRN, der mit ihr redete: Du bist „der Gott, der mich sieht"! Denn sie sprach: Habe ich hier nicht den gesehen, der mich sieht?

Darum wurde der Brunnen „Brunnen des Lebendigen“ genannt. Siehe, er ist zwischen Kadesch und Bered.“

Der Herr rettet uns nicht immer und erlaubt uns auch nicht immer, dass wir uns selbst aus schwierigen Situationen befreien, wenn Er es für uns als nutzbringend betrachtet, dass wir sie durchstehen. Das gilt auch für Schwierigkeiten, die wir selbst verursacht haben.

So geschah es im Umgang Gottes mit Hagar.

Ohne Zweifel wollte Hagar Sara entkommen, indem sie in ihre Heimat Ägypten floh (1 Mose 16:8). Ihre Schwangerschaft war Abrams und Saras Versuch, Gottes Verheißung eines Erben zu erfüllen. Ihr Leiden unter der Hand Saras hatte sie selbst verschuldet, da sie Sara verachtete.

Doch in all diesen elenden Umständen befiehlt ihr der Herr, zurückzugehen und weiter unter Saras Hand zu leiden! Das Wort „demütigen" in Vers 9 bedeutet: bedrängt, gedemütigt und unterdrückt werden.

Das ist nicht sehr angenehm. Doch mit dem Befehl gingen große Offenbarungen Gottes über sich selbst einher.

Erstens wird offenbart, dass der Engel des HERRN Gott selbst ist (1 Mose 16,13, 1 Mose 18,1, 2 Mose 3,2.4).

Zweitens teilt Gott Hagar Seine umfassende Kenntnis ihres Lebens mit. Er nennt sie beim Namen; Er nennt ihre Arbeitgeberin, Sara; Er weiß von ihrer Schwangerschaft; Er kennt das Geschlecht des Kindes; Er gibt Hagar den Namen für den Jungen und verkündet dessen Wesen und Bestimmung.

Gottes Offenbarung Seiner Selbst verwandelte Hagars Schmerz in Staunen.

Statt zu denken „Ich kann in diesem Elend nicht länger leben", war sie nun in das Staunen über einen heiligen Gott versunken, der, wie sie herausfand, weder distanziert noch weit entfernt, sondern aktiv beteiligt war.

In ihrer Ehrfurcht nannte sie den Namen des Herrn „Du bist El Roi, Du-bist-der-Gott-der-sieht. Habe ich wirklich Gott gesehen und bin am Leben geblieben, nachdem ich ihn gesehen habe?" (1 Mose 16,13 NRSV). (1)

Der Brunnen, an dem Gott Hagar begegnete, wurde der Brunnen von Lahai Roi genannt - „der Brunnen des Lebendigen, der sieht“. Dorthin ging Isaak, um zu meditieren oder mit Gott zu sprechen. (1 Mose 24,62-63 NKJV)

1 Mose 16,14:
„Deshalb wurde der Brunnen Beer Lahai Roi genannt; er ist immer noch dort ..." (NIV 1984)

Gehst du durch schwierige Zeiten?

Komm‘ zu dem Brunnen, „er ist immer noch dort". 

Wo?

Am Kreuz. Dort wirst du den Einen sehen, der dich dort sieht.

Sei gesegnet in Jeschua,

Ofer
 


(1) In einer Fußnote zu 1 Mose 16,13 in der NIV heißt es so: „Ich habe jetzt den gesehen, der mich sieht, oder den Rücken von dem gesehen, der mich sieht." In 2 Mose 33,22 wird von dem Wesen und der Gnade und Barmherzigkeit Gottes in ähnlicher Weise gesprochen, nämlich indem man „den Rücken Gottes sieht". Die Bedeutung, die das Sehen des Rückens von Gott dort hat, findet sich in der Verkündigung des Namens Gottes (2 Mose 34,5-7).