Wachen und Beten – Juli/August 2021
Diese Ausgabe von W&B ist für die beiden Sommermonate Juli/August konzipiert. Deshalb möchten wir unsere Leser ermutigen, sich besonders für den ersten Teil (Gebet für die Gemeinde) Zeit zur persönlichen Stille und zum Gebet zu nehmen.
Wir empfinden es in diesen Tagen, in denen die Corona-Nachrichten im Land Entspannung signalisieren, als wichtig uns persönlich etwas Zeit für eine Standortbestimmung zu nehmen. Durch die Lektüre eines Buches von Oswald Chambers, das er während des ersten Weltkrieges geschrieben hat, wurde mir eine grundlegende Herausforderung deutlich, vor der wir uns als Christen immer wieder gestellt sehen: Erkenne ich das Handeln Gottes, und kann ich mit einem dankbaren und festen Herzen Seine Wege mitgehen? Was ich damit meine, wird in folgender Skizze humorvoll zum Ausdruck gebracht.
Häufig werden Menschen, die noch keine Beziehung zu Jesus haben, mit folgendem Hinweis angesprochen: "Komm zu Jesus, Er hilft Dir, und dann geht es Dir gut." Diese Aussage deckt sich nicht mit den Aussagen Jesu: „Er sprach aber zu allen: Will jemand mir nachkommen, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge Mir nach.“ (Lk 9,23)
Jesus kam auf diese Erde, um mit Seinem Leben den Plan Gottes für die ganze Menschheit entscheidend voranzubringen. Wenn wir Ihn als unseren Erlöser anrufen, übergeben wir Ihm die Herrschaft über unser ganzes Leben und vertrauen Ihm, „dass denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt (Rö 8,28)“.
An diesem Vertrauen festzuhalten, ist nicht immer einfach, besonders wenn es um menschlich gesehen schwierige Situationen geht (vgl. Rö 8,31-39). In einer derartigen, schwierigen Situation – mitten im ersten Weltkrieg – entstand das Buch von Oswald Chambers „Christian Disciplines“ (nur auf Englisch verfügbar, alle Übersetzungen von EdP).
Chambers erkannte damals, dass viele Christen geistlich nicht genug vorbereitet waren, um auf Schwierigkeiten im Sinne Jesu reagieren zu können. Wir glauben, dass das auch für die meisten Christen heute zutrifft, zumindest in der westlichen Welt.
Der Untertitel des Buches von Chambers lautet „Aufbau eines starken christlichen Charakters durch die Schule göttlicher Führung, durch die Schule des Leidens, durch die Schule der Gefahr, durch die Schule der Gebetseinsamkeit und durch die Schule der Geduld.“ Wir werden uns mit dem Abschnitt „Die Schule der Gefahr“ beschäftigen.
„Die Schule der Gefahr
‚Wenn ihr aber von Kriegen und Unruhen hören werdet, so erschrecket nicht; denn das muss zuvor geschehen; aber das Ende kommt nicht so bald‘ (Lk 21,9).
Unser Herr spricht viel von Gefahren und Unheil, doch wir verschließen absichtlich unsere Augen und Herzen und unseren Verstand davor. Wenn diese Dinge dann tatsächlich eintreten, sind wir - falls wir überhaupt nachdenken - schnell mit ‚unserer Weisheit‘ am Ende und wissen nicht, was zu tun ist.
‚Ich aber habe euch solches gesagt, damit, wenn die Stunde kommt, ihr daran denket, dass ich es euch gesagt habe' (Joh 16,4).
Folgende Frage wird heute von vielen gestellt: Ist der Krieg vom Teufel oder von Gott? Der Krieg ist von keinem von beiden. Er ist von der Menschheit, obwohl sowohl Gott als auch der Teufel etwas damit zu tun haben.
Krieg ist ein Willenskonflikt entweder zwischen Einzelpersonen oder zwischen Nationen, und gerade jetzt (1. Weltkrieg) gibt es einen schrecklichen Willenskonflikt zwischen Nationen. Wenn ich meinen Willen gegenüber anderen Menschen nicht durch Diplomatie durchsetzen kann, dann ist Krieg der letzte Ausweg. Das wird so sein, bis Jesus Christus wiederkommt und Sein Reich sichtbar aufrichtet.
Die Unausweichlichkeit von Gefahr
‚Wenn ihr aber von Kriegen und Unruhen hören werdet, so erschrecket nicht; denn das muss zuvor geschehen; aber das Ende kommt nicht so bald‘ (Lk 21,9).“
Das Wort für Unruhen, gr. akatastasia, wird auch noch mit ‚Erschütterung, Verwirrung, Unsicherheit, Beeinträchtigung, Haltlosigkeit, ein Zustand von Unordnung‘ übersetzt und beschreibt treffend den Zustand, in den sich unsere Gesellschaft immer mehr hineinbewegt. Menschen, die unter der Herrschaft Jesu leben, sollten davon nicht betroffen sein. „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung (akatastasi), sondern des Friedens“ (1 Kor 14,33).
„In den Gesprächen mit den Jüngern beharrt unser Herr ohne Panik, ohne Leidenschaft und ohne Angst auf der Unausweichlichkeit von Gefahr. Er sagt, dass wir mit solchen Dingen rechnen müssen: mit Krieg, mit Bosheit, mit Hass, mit Eifersucht, mit Verachtung, mit Verbannung und mit Tod. Ich habe euch diese Dinge gesagt, damit ihr nicht erschreckt, wenn sie geschehen. Denkt daran, dass ich es euch gesagt habe.
Haben wir begriffen und realisieren wir, dass das Schlimmste geschehen muss? Und doch sagt Jesus:
‚Wenn ihr aber von Kriegen und Unruhen hören werdet, so erschrecket nicht.‘
Wir hören nicht nur von Kriegen und Unruhen, sie sind da. Es ist keine Einbildung, die Sache existiert, es gibt kein Entrinnen davor.
Jesus Christus hat nicht gesagt: Ihr werdet verstehen, warum der Krieg gekommen ist, sondern: ‚Habt keine Angst, lasst euch nicht in Panik versetzen‘.
Es ist erstaunlich, wie sehr wir ignorieren, was Jesus Christus uns sagt! Er sagt uns, dass die Nationen in Krieg, Blutvergießen und Verwüstung enden werden. Wir ignorieren, was er sagt. Wenn der Krieg, wenn Erschütterungen und Verwirrung kommen, dann verlieren wir den Glauben an Gott, dann verlieren wir unseren inneren Frieden und reagieren in Panik. Die Grundlage von Panik ist immer Feigheit.
Der Impuls von Panik
Seid nicht erschrocken.
Es gibt etwas, das schlimmer ist als Krieg: die Sünde. Was uns erschreckt, ist nicht das, was Gott beunruhigt. Wir bekommen ungeheure Angst, wenn unsere soziale Ordnung zerbricht. Das dürfen wir auch. Und wir bekommen Angst, wenn hunderte von Menschen getötet werden.
Wir vergessen jedoch, dass es etwas viel Schlimmeres gibt - nämlich sündiges, abscheuliches Leben, das Tag für Tag, Jahr für Jahr, in unseren Städten gelebt wird, Menschen ohne eine Spur von Reinheit in ihrem moralischen Leben. Das ist schlimmer!
Wie viele von uns kümmern sich in Zeiten des Friedens und westlicher Zivilisation keinen Deut um den Zustand der Herzen der Menschen gegenüber Gott? Doch das sind die Dinge, die im Herzen Gottes Schmerz bewirken - nicht Kriege und Verwüstungen, die uns so aufregen.
Die menschliche Seele ist derart geheimnisvoll, dass Menschen angesichts einer großen Tragödie mit Dingen konfrontiert werden, denen sie vorher nie Beachtung geschenkt haben.
Verursachen die Schrecken, die überall sind, Panik? -
Jesus würde seinen Jüngern niemals erlauben, in Panik zu geraten. Jesus sagt, dass das Sorgen DIE große Sünde eines Jüngers ist!
Sehe den Tatsachen ins Auge! Nur sehr wenige von uns stellen sich den Tatsachen. Wir verharren lieber in unseren Fiktionen.
Unser Herr lehrt uns jedoch, den Dingen ins Gesicht zu sehen und sagt zu uns:
‚Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, fürchtet euch nicht.‘
Angst zu haben ist die natürlichste Sache der Welt. Es gibt kein natürliches Herz eines Menschen, das angesichts derartiger Dinge nicht erschrickt. Es ist vielmehr ein Beweis der in uns wirkenden Gnade Gottes, wenn wir dann nicht erschrecken!
Unsere Haltung muss sein: Vater, ich weiß nicht, was diese Dinge bedeuten; es sieht aus wie Hunger und Not, aber Du hast gesagt: „Erschrecke nicht“, also werde ich nicht erschrecken. Du hast gesagt: ‚Lass dein Herz nicht beunruhigt sein‘, also werde ich mich nicht beunruhigen, sondern mein Vertrauen auf Dich setzen.
Das ist das wahre Zeugnis.
Es ist sehr leicht, auf Gott zu vertrauen, wenn es keine Schwierigkeiten gibt. Doch das ist überhaupt kein Vertrauen. Es ist ein einfaches Ruhen des Gemütes in einer selbstgefälligen Stimmung.
Wenn jedoch Krankheit im Haus ist, wenn es Schwierigkeiten gibt, wenn Tod da ist… wo ist da unser Vertrauen auf Gott? Der deutlichste Beweis dafür, dass Gottes Gnade in unseren Herzen am Werk ist, ist, dass wir nicht in Panik geraten.“
Lasst uns noch einmal eine Aussage von Chambers bedenken: "Es ist erstaunlich, wie sehr wir ignorieren, was Jesus Christus uns sagt!"
Jesus hat seinen Jüngern immer wieder gesagt, dass er gekreuzigt werde, sterben werde und am dritten Tag auferstehen werde.
Was ist geschehen? Als er gekreuzigt wurde, gerieten sie in Panik, und als Er auferstand, konnte es niemand glauben.
Wir müssen uns mit dem beschäftigen, was Jesus zu uns sagt, wenn wir nicht wie die Jünger angesichts von Schwierigkeiten in Panik geraten wollen. Wir müssen beten, dass Er uns die Ohren öffnet – zuerst und als Wichtigstes für Sein geschriebenes Wort, durch das Er uns geistliches Verständnis geben will und alles sagt, was wir wissen müssen.
„Jede Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet“ (2 Tim 3,16-17).
Im Alten Testament lesen wir dreimal, dass Gott sein Volk anklagt und sagt, dass sie zwar Ohren haben, aber nicht hören wollen. „Der HERR hat zu euch immer wieder alle seine Knechte, die Propheten, gesandt; aber ihr habt nie hören wollen und eure Ohren mir nicht zugekehrt und mir nicht gehorcht“ (Jer 25,4; vgl. 5 Mose 29,4; Hes 12,1-2)
Im Neuen Testament hat Jesus persönlich seine Hörer und Jünger insgesamt 16 Mal aufgefordert und gesagt: „Wer Ohren hat der höre“ (Mt 11,15; 13,9; 13,43; Mk 4,9; 4,23; 7,16; Lk 8,8;14,35; Offb 2,7; 2,11; 2,17; 2,29; 3,6; 3,13; 3,22; 13,9)
Acht dieser Aufforderungen finden wir in den Sendschreiben in der Offenbarung, die sich an die Gemeinde in der Zeit richten, in die wir jetzt hineingehen.
Deshalb lasst uns Zeit im Wort und in der Stille verbringen und IHN suchen, um zu hören, was Er uns sagen möchte.
„Die Leute aber, die ihren Gott kennen, werden sich stark erweisen und handeln.“ (Dan 11,32b)
Wir wollen beten
- dass Gott uns persönlich und den Gemeinden im Land Gnade gibt, dass wir hören wollen, was Er zu sagen hat
- dass Gott in der Stille unsere Herzen bewegt mit dem, was Sein Herz bewegt, und dass wir dann angemessen reagieren können
- dass Gott uns Gnade gibt, dass wir von ganzem Herzen beten können: „Herr, bitte wirke in meinem Leben und mit meinem Leben alles, was Du willst, zu Deiner Ehre“ (Hebr 13,21)
- dass wir uns dann, wenn Er uns korrigieren will, nicht dagegen wehren, sondern mit dankbarem Herzen Seine Korrektur annehmen. „Glückselig der Mann, den du, HERR, züchtigst, und den du belehrst aus deinem Gesetz, um ihm Ruhe zu geben vor den Tagen des Unglücks …!“ (Ps 94,12-13)
Beziehung Deutschland – Israel
Häufig finden sich in ausländischen Medien umfassendere Berichte über das Verhältnis unseres Landes zu Israel als in Deutschen Medien. Im Folgenden werden Auszüge aus einem solchen Bericht zitiert.
„Das gescheiterte Hisbollah-Verbot in Deutschland
Ein Jahr nachdem Deutschland der Hisbollah verboten hat, auf deutschem Boden zu operieren, ist die Präsenz der vom Iran unterstützten, im Libanon ansässigen schiitischen Terrorgruppe in Deutschland stärker denn je.
In den zwölf Monaten seit Inkrafttreten des Verbots hat die Hisbollah ihre Propaganda- und Geldbeschaffungsaktivitäten in Deutschland fortgesetzt, die Zahl ihrer Anhänger im Land ist gestiegen und die Hamburger Moschee, die als Hauptstützpunkt der Iraner in Deutschland dient, hat an Einfluss gewonnen.
Rückblickend scheint Deutschlands vielgepriesenes Hisbollah-Verbot wenig mehr als ein Publicity-Gag gewesen zu sein, der darauf abzielte, Kritiker der pro-iranischen Außenpolitik der deutschen Regierung zum Schweigen zu bringen…
Die Hisbollah betreibt weiterhin mindestens 30 Moscheen und Kulturvereine in Deutschland.
Irans Hauptstützpunkt in Deutschland ist die schiitische Imam-Ali-Moschee in Hamburg und das dazugehörige Islamische Zentrum Hamburg (IZH)...
Das IZH wird von Dr. Mohammad Hadi Mofatteh geleitet...einem gut ausgebildeten Vertreter des derzeitigen Regimes in Teheran. Nach eigenen Angaben diente er als Offizier bei den Revolutionsgarden. Mofattehs Familie ist fest in der staatlich-religiösen Elite des Irans verankert. Er selbst hatte viele Jahre lang verschiedene Führungspositionen in staatlich kontrollierten Medien inne...
Nach außen hin präsentiert sich das IZH als rein religiöse Institution, die keine politischen Aktivitäten zulässt...
Wie alle pro-iranischen Institutionen basiert das IZH auf dem Modell des islamischen Staates Allahs und den Ideen der Revolution von 1979 mit dem Ziel der Expansion und Islamisierung der gesamten Welt. Westliche Werte, liberale Ideen oder die freiheitlich-demokratische Grundordnung stehen dazu im Widerspruch. Aufgrund der Geschichte und der Feindschaft zwischen dem Iran und Israel haben die Lehren des IZH eine stark antisemitische und antiisraelische Einstellung...
Die deutsche Regierung gab auch zu, dass sie kein Vermögen der Hisbollah in Deutschland beschlagnahmt hat. Auf die Frage, warum das in Hamburg ansässige IZH nicht verboten wurde, verweigerte sie eine Antwort. Sie sagte auch, dass die Hisbollah keine Bedrohung für jüdische Interessen in Deutschland darstelle:
Die Idee, die Hisbollah als Ganzes zu verbieten, stammt von der Alternative für Deutschland (AfD), der drittgrößten Partei im Bundestag. Die AfD war über das Teilverbot nicht erfreut.“ (Das Original ist in Englisch; Übersetzung EdP)
https://www.gatestoneinstitute.org/17468/germany-failed-hezbollah-ban
Wir können beten
- und danken, dass Du Herr, in den Medien immer wieder klare Stimmen erhebst, die Berichte und Reportagen über die Beziehung unserer Regierung zu Israel bringen, die der Wahrheit entsprechen und notwendige Korrekturen aufzeigen
- und danken, dass dabei immer wieder Aktionen, die medienwirksam sind aber nicht der Realität entsprechen, aufgedeckt werden
- dass unsere Politiker ihre falschen Wege erkennen und sie verlassen. „Entferne von mir den falschen Weg, in deiner Gnade lehre mich dein Gesetz!“ (Ps 119,29)
- dass Gott einen Wandel bewirkt, bei dem aus den plakativen Lippenbekenntnissen realpolitische Handlungen werden, die zum Besten des Volkes Israel sind
- dass Gott auch Gnade gibt und andere Bereiche, die schon lange einer Korrektur bedürfen, nicht unverändert lässt, wie etwas Zahlungen Deutschlands an die UNRWA, Unterstützung von Renten an Terroristen, die Nicht-Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt (Honduras hat am 28. Juni seine Botschaft in Jerusalem eröffnet) usw.
Bundestagswahlen
Am 26. September (und als Briefwahl schon in den Wochen davor) finden die Wahlen zum deutschen Bundestag statt, aus dem heraus unsere nächste Regierung gebildet wird. Der folgende Artikel beschreibt ein grundlegendes Problem zu dieser Wahl.
„Corona-Notstandsregeln: Der Ausnahmezustand ist nicht mehr begründbar
Sie haben es tatsächlich getan. Die Abgeordneten des 19. Deutschen Bundestags haben sich in die Sommerpause verabschiedet, ohne Bundeskanzlerin Angela Merkel (Hauptkampfkraft: asymmetrische Demobilisierung) nach 16 Jahren Amtszeit auch nur eine einzige nachhallende Frage mit in den Ruhestand zu geben.
Ehrlich gesagt haben sie ihr seit Einführung der Kanzlerinnenfragestunde überhaupt keine Frage gestellt, an die man sich noch erinnern könnte. Das liegt vermutlich daran, dass die Abgeordneten das Wesen der aus England übernommenen prime minister’s questions nie wirklich verstanden haben: Es geht dabei nicht darum, die Redezeit selbst zu füllen, sondern vielmehr darum, der Regierungschefin eine Antwort zu einem relevanten Thema entlocken, die keine Phrase ist. (ausführlich siehe https://www.welt.de/politik/deutschland/plus232045565/Angela-Merkel-Ich-hab-aber-noch-so-viele-Gedanken-im-Kopf.html)
Aber egal. Das größere Problem besteht darin, dass die Abgeordneten den mittlerweile immer unverhältnismäßigeren Corona-Ausnahmezustand über die Sommerferien fortdauern lassen wollen. Dabei kann die Verbreitung oder vielmehr die gegenwärtige Nicht-Verbreitung des Coronavirus in Deutschland keinerlei Grundrechtseinschränkungen mehr rechtfertigen. Es gibt im Augenblick keine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“.
Doch die Abgeordneten haben sich daran gewöhnt, Grundrechte auf Vorrat zu beschneiden. Sprecher der großen Koalition verbreiteten allen Ernstes, man könne ja zu einer Sondersitzung des Bundestags zusammenkommen, um den Ausnahmezustand aufzuheben, wenn sich die Lage weiter entspanne. Wie bitte? Die Inzidenz liegt nicht mehr bei 200, sondern unter sechs. Wie soll sich die Lage denn weiter entspannen? Indem Tote auferstehen?
Ich habe jahrzehntelang für unseren Politikbetrieb und für Abgeordnete gestritten, nicht zuletzt, weil ich mit einem, der es war, verheiratet bin. Nein, nein, nein, habe ich zu Bekannten, Freunden und Verwandten gesagt: Die sind nicht so schlecht, die wissen schon, was ein Liter Milch (oder Benzin) kostet, die sprechen in Erfüllung ihres Jobs mit mehr Menschen als wir anderen. Die repräsentieren uns ganz gut.
Es bricht mir das Herz, aber ich glaube nicht mehr an das, was ich damals verkündet habe. Die Parteien versagen bei der – jetzt kommt ein Euphemismus – demokratischen Elitenauswahl. Sie nehmen immer häufiger diejenigen, die den Job am dringendsten haben wollen.
Ich habe keine Ahnung, was man dagegen tun kann. Aber jedes Gespräch mit halbwegs wachen Menschen führt in diesen Tagen zu der immer gleichen Frage: Was, um Gottes willen, soll ich bei der nächsten Bundestagswahl wählen? Vielleicht gibt es auch so etwas wie asymmetrische Verzweiflung.“
Der Umgang mit der Corona-Situation ist nur ein Bereich, wo die Defizite und Gottlosigkeit unserer Regierenden sichtbar werden. Unser Land braucht Personen im Bundestag und in Regierungsverantwortung, die in Gerechtigkeit und Gottesfurcht handeln wollen
Wir können beten
- und Schuld bekennen, wo unsere Gesetze und politisches Handeln eindeutige Gebote Gottes verletzen
- dass Parteien und Politiker, die sich grundsätzlich zu christlichen Prinzipien bekennen, in den kommenden Wochen und Monaten auf den Wahllisten vordere Plätze belegen. „Wenn es den Gerechten wohlgeht, so freut sich die ganze Stadt; und wenn die Gottlosen umkommen, so jubelt man. Durch den Segen der Redlichen kommt eine Stadt empor; aber durch den Mund der Gottlosen wird sie heruntergerissen.“ (Spr 11,10-11)
- dass Politiker gewählt werden, die mit Entschlossenheit und Mut christliche Prinzipien und Werte auch gegen Widerstand klar vertreten und dafür kämpfen
- für das Zustandekommen einer Regierungskoalition, die das weitgehend ermöglicht. „Entferne üble Berater aus der Nähe des Königs, dann wird er gerecht regieren und seine Herrschaft wird Bestand haben“ (Spr 25,5).
- dass eine Regierung zustande kommt, die weise, von Gottesfurcht inspirierte Gesetzesvorlagen erstellt. „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Klug sind alle, die danach tun.“ (Ps 111,10a)
- um die Entfernung von Parteien und Politikern aus ihrem Verantwortungsbereich, die Israel „antasten“ (Sach 2,12) und ihre Haltung nicht ändern wollen. „Er ist’s, der die Zeiten und Verhältnisse ändert, der Könige absetzt und Könige einsetzt, der den Weisen Weisheit verleiht und den Verständigen Verstand“ (Dan 2,21).
Heinz-Jürgen Heuhsen
1. Juli 2021